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Ernst Tanner: "Wir haben in Hoffenheim an vielen Stellschrauben gedreht"


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Bundesliga - TSG 1899 Hoffenheim
"Wir haben an vielen Stellschrauben gedreht"

Von t-online
Aktualisiert am 13.06.2014Lesedauer: 5 Min.
Ernst Tanner verteidigt die Strategie bei der TSG 1899 Hoffenheim.Vergrößern des BildesErnst Tanner verteidigt die Strategie bei der TSG 1899 Hoffenheim. (Quelle: imago)
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Das Interview führte Jörg Runde

1899 Hoffenheim blickt auf eine mittelmäßige Hinrunde zurück. Manager Ernst Tanner spricht im Interview mit t-online.de über die Gründe, erklärt die Personalentscheidungen in der Winterpause und schaut auf das Duell gegen Hannover 96.

Herr Tanner, das Thema "Talenteklau" hat 1899 Hoffenheim mal wieder negativ in die Schlagzeilen gerückt. Was sagen Sie dazu?

Erst einmal ist der Spieler Nico Franke nicht geklaut. Das Wort passt überhaupt nicht. Wir haben die Freigabe des abgebenden Vereins und bieten ihm hier im Kraichgau die Möglichkeit einer optimalen Ausbildung.

Verstehen Sie den Wirbel um den Transfer?

Wir sprechen hier auch nicht von einem Transfer, denn wir zahlen keine Ablösesumme und auch kein Gehalt. Wir wollten ihn eigentlich erst im Sommer zu uns holen. Auf Bitten der Mutter, die vier Kinder alleine erzieht, haben wir das aber vorgezogen. Sie glaubt, dass er hier bessere Bedingungen für einen guten Schulabschluss vorfindet.

War die dörfliche Idylle in diesem Fall ein Vorteil gegenüber den Metropolen?

Nico hat sich die Leistungszentren beim FC Bayern, dem HSV und Werder Bremen angeschaut. Und auch bei uns war er eine Woche. Seine Wahl fiel auf 1899, weil wir hier mit Dietmar Hopps Stiftung "Anpfiff ins Leben“, unserem Trainingszentren und den guten Trainern die besten Bedingungen für junge Kicker bieten.

In der Winterpause 2011 vermeldete 1899 Hoffenheim mit Ryan Babel den Königstransfer. 2012 geht es bisher eher ruhig zu. Können die TSG-Fans noch mit einem Zugang rechnen?

Das kommt natürlich auch darauf an, ob ein Spieler den Verein verlässt. In diesem Fall müssen wir eventuell reagieren. Wir sind da sehr gelassen, so richtig in Fahrt kommt der Transfermarkt ja erst jetzt.

Mit Chinedu Obasi geht ein Publikumsliebling und Spieler des Herbstmeister-Teams 2008. Warum haben Sie ihn abgegeben?

Obasi hat den Wunsch geäußert, sich zu verändern. Mit Schalke hat sich eine Möglichkeit ergeben, die wir ihm nicht verbauen wollten. So ein Ausleihe ist für einen Spieler immer auch eine Möglichkeit, einen Schritt nach vorne zu machen. Den hat er bei uns zuletzt nicht mehr geschafft. Und da wir in der Offensive gut besetzt sind, haben wir der Ausleihe zugestimmt.

Mit Sigurdsson wird ein weiterer Offensivspieler verliehen. Warum?

Er wollte sich eigentlich im Sommer schon woanders beweisen. Da konnten wir ihn noch einmal überzeugen, dass er sich unter dem neuen Trainer noch einmal weiterentwickeln kann. Er war wegen einer Verletzung aber die komplette Vorbereitung nicht dabei, weshalb er einfach nicht in Schwung kam. Wir hoffen, dass er in der Premier League jetzt häufig spielt und wieder auf sein Top-Niveau zurückfindet. Dann wird er auch wieder für uns interessant.

Der Kader ist kleiner und kompakter. Ist das die Grundlage für eine gute Rückrunde?

Wenn wir eine ähnliche Serie wie anfangs in der Hinrunde hinlegen, dann sind wir zufrieden. Dann werden wir unser Saisonziel erreichen und in der oberen Tabellenhälfte bleiben. Wer weiß, vielleicht bekommen wir ja einen Lauf und stechen doch noch oben rein. Das Potenzial ist jedenfalls da.

Welchen Stellenwert hat der DFB-Pokal?
Dort haben wir mit dem Viertelfinale gegen Greuther Fürth eine gute Chance, erstmals das Halbfinale zu erreichen oder sogar noch weiter zu kommen. Auf diesen Wettbewerb freuen wir uns alle. Aber wir wissen, dass es sehr schwer wird.

Das klingt alles etwas nach Understatement.

Absolut nicht. Wir haben große finanzielle Ziele, die wir nach und nach verwirklichen. Da müssen wir auch einmal zufrieden sein, wenn wir den sportlichen Standard nur halten.

Aber die Fans erwarten doch eigentlich mehr

Hoffenheim wird von jeher an großen Zielen gemessen. Wir sind aber realistisch. Vor dem Hintergrund der finanziellen Ziele, die wir auch mit Blick auf eine gesunde Entwicklung erfüllen müssen, ist das einfach nur vernünftig. Wir verbauen uns es ja ansonsten, irgendwann einmal wirklich die internationalen Plätze angreifen zu können.

Wie sieht denn die mittelfristige Planung von 1899 Hoffenheim aus?

Wir haben im Verein an vielen Stellschrauben gedreht. Wir haben den Jugendbereich neu aufgestellt, wir arbeiten an unserem Image und wir reduzieren Kosten. Es hat sich im Verein unheimlich viel getan. Das, was wir da angestoßen haben, wollen wir jetzt mit nachhaltiger Arbeit weiterentwickeln. Wir setzen also voll auf Kontinuität. Das muss in den nächsten zwei bis drei Jahren greifen und sich dann auch positiv auswirken.

Was genau meinen Sie damit?

Es geht darum, dass sich diese Maßnahmen gewinnbringend auswirken. Wir setzen darauf, dass es Spieler aus der Jugend in den Profi-Kader schaffen. Außerdem wollen wir genug Geld verdienen, den Umsatz steigern, um dann mit anderen Vereinen konkurrieren zu können. Und dann geht es natürlich auch darum, mit der Mannschaft erfolgreichen, attraktiven Fußball zu spielen.

Haben die Fans die Geduld dafür? Im Stadion gab es zuletzt immerhin bereits nach 30 Minuten trotz einer 1:0-Führung Pfiffe.

Wir müssen hier unterscheiden zwischen den Anhängern, die im Fan-Block treu zu uns stehen und uns unterstützen. Und jenen, die ein Bundesliga-Spiel als Event sehen und immer hochklassigen, attraktiven, unterhaltsamen Sport sehen wollen und dann pfeifen, wenn das nicht sofort sofort sichtbar ist. Wenn die Leute erst einmal verstehen, was in unserem Verein im Moment voran geht, werden sie die Geduld aufbringen und nicht mehr pfeifen. Ich bin sicher, dass das schon bald der Fall ist.

Ist die Herbstmeisterschaft von 2008 im Nachhinein mehr Fluch als Segen?

Zunächst einmal war das ein tolles Erlebnis. Diese sensationelle Hinserie hat es natürlich allen im Verein zumindest viel schwerer gemacht, langsam und gesund zu wachsen. Aber zurückzuschauen bringt uns nicht weiter. Wir packen jetzt an.

Zum Rückrunden-Auftakt geht es gegen Hannover 96. Dient die Entwicklung der Niedersachsen mit dem Einzug in die Europa League für 1899 als Vorbild?

Wir werden uns in der Zukunft schwer tun, wenn wir die Traditionsvereine als Vorbild nehmen. Das sollten wir unbedingt vermeiden. Davon einmal abgesehen, macht es Hannover richtig gut. Damit meine ich die Spielphilosophie des Trainers und das vernünftige Wirtschaften des Managements. Was mir aber vor allem imponiert, ist die mannschaftliche Geschlossenheit der Truppe. Der Teamgedanke steht über allem. Hannover zeigt, wie weit man es mit dieser Herangehensweise bringen kann.

Welchen Spieler aus dem aktuellen 96-Kader hätten Sie denn gerne?

Hannover hat viele gute Spieler. Es ist aber nicht so, dass wir die schlechteren Spieler hätten. Im Gegenteil. Ich glaube eher, dass der eine oder andere Spieler von uns für Hannover eine Verstärkung wäre.

Wo sind die Unterschiede?

Ich glaube, dass wir mit Hannover auf Augenhöhe sind. Die 96er haben etwas mehr Robustheit, Erfahrung und funktionieren als Mannschaft noch einen Tick besser.

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Wie schätzen Sie das Duell mit Hannover am Samstag ein?

Das wird eine harte Nummer. Wir haben aber mit Hannover noch eine Rechnung offen, weil wir das Hinspiel leichtfertig hergeschenkt haben. Der Stachel sitzt immer noch tief.

Was macht Sie dann zuversichtlich, dass sie den Rückrunden-Auftakt gewinnen?

Wir hatten beste Trainingsbedingungen, sind in der Vorbereitung als Team noch einmal ein Stück näher zusammengerückt und haben uns auch physisch weiterentwickelt. Außerdem war es, anders als im turbulenten Winter 2011 richtig ruhig. Alles zusammen macht mich sehr zuversichtlich.

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